Bildquelle: Griegel Verlag
 
Einbindiger Traubenwickler
(Eupoecilia ambiguella)

Schaderreger und Schadbild
Bei dem Einbindigen Traubenwickler und Bekreuzten Traubenwickler (vergleichen Sie die nächste Seite) handelt es sich um die gefährlichsten fressenden Schädlinge der Reben, auch der Hausreben. Die Raupen der ersten Generation der beiden Schädlinge treten während der Heuernte in Erscheinung und werden deshalb „Heuwürmer“ genannt. Si fressen erst an den einzelnen Rebblüten, und anschließend werden die ganzen Blütenbüschel oder sogar ganze Gescheine zusammenversponnen und ausgefressen (4). Die Raupen der zweiten Generation der beiden Traubenwicklerarten – sog. „Sauerwürmer“ – treten ab Mitte Juli bis in den August hinein in Erscheinung. Sie bohren sich in die Beeren hinein, fressen deren Fruchtfleisch, so dass nur die Kerne und die braunen Hüllen übrigbleiben. Eine Raupe kann auf diese Art mehrere Beeren beschädigen und sie mit „Gespinstbrücken“ zusammenspinnen (8). Die Verletzungen werden zu Eintrittspforten für verschiedenen bakterielle und pilzliche Fäulniserreger. Die Beeren werden sauer – Sauerwurm-Schäden.

Schädlingsentwicklung
Der Einbindige Traubenwickler überwintert in Form von einer Puppe in einem weißlich-grauen Gespinst, meistens in den Rindenritzen des Rebstockstämmchens (1). Ende April bis Mitte Mai ( sehr temperaturabhängig) fliegen die Falter der ersten Generation (2). Sie haben einen etwa 5mm langen Körper und etwa 20-25 mm Flügelspannweite. Die Vorderflügel sind meistens gelblich mit einem auffälligen, braunen, trapezförmigen Querstreifen in der Mitte. Die Hinterflügel sind bräunlich grau, leicht rötlich befranst. Die Weibchen legen nach der Begattung ihrer etwa 1mm großen, uhrglasförmigen, flachen, mit orange-rötlichen Flecken versehenen Eiereinzeln auf die Blütenstielchen bzw. die Blütenknospen (3). Die Eiablage findet nachmittags und abends statt. Ein Weibchen kann 30-100 Eier ablegen. Aus den Eiern schlüpfen, je nach Lufttemperatur, nach 6-10 Tagen etwa 1-2 mm große „Heuwürmer“.
Nach 4 Häutungen und Zerstörung zahlreicher Blütenorgane erreichen die Larven eine Länge von etwa 12 mm. Die junge Raupe ist rötlich-gelb, die ältere rötlich-braun. Sie hat einen schwarz-braunen, glänzenden Kopf und Nackenschild (4), was sich wesentlich von dem des Bekreuzten Traubenwickler unterscheidet. Die erwachsene Raupe verpuppt sich als braune, etwa 5-8 mm große Puppe in einem festen Gespinst zwischen den Blütenständen, auf der Blattunterseite oder in den Ritzen der Rinde bzw. der Stützpfähle (5). Die Puppenruhe dauert etwa 2-3 Wochen. Die Hauptflugzeit der Falter der zweiten Generation (6) liegt meistens in der zweiten Julihälfte (wieder sehr stark temperaturabhängig). Die Weibchen legen ihre Eier diesmal an den Beeren ab (7). Nach einigen Tagen kann man mit Hilfe einer Lupe in den Eiern ein schwarzes Köpfchen des sich entwickelnden Räupchens erkennen. Kurz danach schlüpfen die jungen „Sauerwürmer“. Sie kriechen einige Stundenlang auf den Beeren umher, und schließlich beginnen sie, sich ins Fruchtinnere einzubohren. Im August wird der „Sauerwurm“ erwachsen (8). Sie „seilen“ sich auf einem Spinnfaden von ihrer Fraßstelle herunter und suchen Verstecke in den Rindenritzen, auf den Stützpfählen bzw. in den Mauerritzen. Sie spinnen einen Gespinst, in dem sie sich verpuppen und überwintern (9).

Vorbeugung und Bekämpfung
Während des Winterschnittes sollen die während der Vegetationsphase befallenen Rebstöcke auf die Gespinste der Puppen genau untersucht und diese mechanisch vernichtet werden. Auch die Gescheine im Juni sollen regelmäßig auf Fraßtätigkeit der noch jungen Räupchen untersucht werden, um diese abzupflücken bzw. zu zerdrücken. Ab Ende Juli soll die Aufmerksamkeit den Trauben gewidmet werden. Die befallenen Beeren sollten dabei samt der Räupchen einzeln gepflückt und beseitigt werden (der blaue Balken).
Bei einem großen Weingarten, in dem die mechanischen Beseitigungsmaßnahmen praktisch nicht durchführbar sind, sollten gezielte biologische, mit Bacillus thuringiensis (der grüne Balken), oder chemische Maßnahmen (der rote Balken) in Erwägung gezogen werden. Diese sind aber nur dann sinnvoll, wenn sie während oder kurz nach dem Ausschlüpfen der Räupchen durchgeführt werden. Genaue Spritztermine sind am besten durch regelmäßige Untersuchung der Pflanzen nach den abgelegten Eiern und Beobachtung ihrer Entwicklung zu ermitteln. Das im Text erwähnte „schwarze Köpfchen“-Stadium kann dabei als Vorbote des Ausschlüpfens in Betracht gezogen werden.
Die durch Winzer als Prognoseinstrumente genutzten Pheromon-(Sexuallockstoff-)Fallen können evtl. nur in größeren Weingärten in Betracht kommen. Auch die „Verwirrungsmethode“ ist praktisch nur in großen Weinbeständen praktikabel. Dabei werden mehrere Pheromon-Dispenser zwischen die Rebstöcke gehängt, um dadurch im ganzen Bestand eine „Pheromon-Duftglocke“ zu bilden. Die Männchen können dadurch die Weibchen nicht finden und somit auch nicht begatten (der gelbe Balken).